1870 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Traut, Heinrich Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Fortbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
258
Nord- und Nordwest -Europa.
I. Königreich Achmeden.
1. Es hat 8025,gi Q.-M. und 4,195,000 Einw.
2. Staats ausgaben 17,!, Schulden 41, Banknoten 10
Mill. Thaler. Stehendes Heer 86,000 Mann (Kriegsfuß: 124,800
Mann). Kriegsflotte 195 Schiffe mit 660 Kanonen. Handels-
flotte 3286 Schiffe mit 345,608 Tonnen.
8. Ausfuhrprodukte: Stabeisen (2,7 Mill. Centner Ausfuhr),
Stahl, Getreide, Zimmerholz, Alaun, Kupfer, Pech, Theer. Einfuhr
51,4, Ausfuhr 49,g Mill. Thaler.
234 Meilen Eisenbahn, 840 Meilen Telegraphen.
4. Die historische Eintheilung des Königsreichs beschäftigt sich mit
Schweden, Gothland, und Norr- und Lappland. Die Verfassung ist
durch den Reichstag beschränkt.
Schweden, der mittlere Theil des Köuigsreichs, mit der Haupt -
und Residenzstadt Stockholm, 140,000 Einw., am Ausflusse des Mälar-
sees in die Ostsee. Die Stadt zerfällt in 6 Haupttheile, die durch 13
Brücken mit einander in Verbindung stehen. Viele Prachtgebäude, Haupt-
sitz der schwedischen Industrie. Lustschlösser (Drottningholm, Haga,
Grips Holm) und königlicher Thiergarten. Am Schloßberge die Bild-
säule Gustav's Iii., der 1792 ermordet wurde, und auf dem Hauptplatze
der Stadt die Reiterstatue Gustav Adolf's. Upsala, 11,000 Einw.,
mit einer Universität und dem Erzbischofssitze des Reichs. Dom mit dem
Grabmale Linnö's und Gustav Wasa's. In der Nähe die Hauptberg-
städte Schwedens: Dannemora, Eisenwerk mit 17 Gruben, die jähr-
lich 300,000 Centner liefern. Sola, Silberbergwerk. Oerebro, Handel
mit Bergwerksprodukten. Nyköprng, Messingfabriken. In der alten
Provinz D a l e k a r l i e n die Bergftadt Falun, mit dem reichsten schwedischen
Kupferbergwerk.
Gothland, südlich liegend, der schönste und bevölkertste Theil
Schwedens, mit der Hauptstadt Gothenburg, 58,000 Einw., an der
Mündung der Göta Elf, zweite Handelsstadt, hat ein niederländisches
Aussehen. Kalmar, 8800 Einw., an der Ostsee, befestigter Hasen.
(Die Kalmar'sche Union 1397.) Wisby, 6000 Einw., auf der Insel
Gothland, im Mittelalter einer der wichtigsten Seehandelsplätze Europa's,
nahm unter den Hansestädten eine der ersten Stellen ein. Norrköping,
23,000 Einw., an der Motala Elf, Handelsstadt. Helsinborg, 6600
Einw., Helsingör gegenüber, Seebad, Uebersahrtsort nach Seeland.
Malmö, 22,000 Einw., wie Helsingborg am Sunde gelegen. Bstadt,
6000 Einw., Hafen, Dampfschiffahrt nach Stralsund (in 8 Stunden).
Zunehmende Senkung des Bodens, welcher überhaupt der südliche Theil
Schwedens unterworfen ist. Karlskrona, 17,000 Einw., mit Kriegs-
hafen, an der Ostsee. Lund, 10,000 Einw., Universität, in der katho-
lischen Zeit viele Kirchen und Klöster.
Norrland, nördlich liegend, mit Gesle, 13,000 Einw., an einer
Bucht des Bothnischen Meerbusens, mit starkem Handel (in Eisen und
Brettern). Noch weiter im Norden das Lappland, mit öder Natur;
Fischfang und Rennthierzucht. Es gibt in diesem Lande nur einzelne
Dörfer, die weit auseinander liegen.
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- Autor: Traut, Heinrich Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Fortbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
280
Die süddeutschen Staaten.
jetzt ebenfalls Preußischen Provinz besitzt. Doch ist wohl anzunehmen, daß
die Umlegungen nicht mehr lange auf sich warten lassen. Einen Rückschritt
in dem Bestreben des Zollvereins, Deutschland in natürliche Gebiete zu zer-
legen, muß man in der neuesten Verordnung sehen, wonach das so sehr zer-
splitterte Herzogthum Braunschweig jetzt alle seine Gebietstheile wieder unter
eine Verwaltung vereinigt, während früher Amt Calvörde und Kreis Blan-
kenburg zur Zollprovinz Sachsen (Magdeburg), Amt Thedinghausen bei Bre-
men zu Hannover gehörte.
Wir haben noch die Zollvereinsausschlüsse zu erwähnen. Die
Zollausschlüsse im südlichen Baden beanspruchen kein größeres Interesse als
der Anschluß der Oesterreichischen Gemeinde Jungholz. Man hat die sehr
complicirte Badische Grenzlinie durch Ausschluß der vom Kanton Schaffhausen
umschloffenen Gemeinden vereinfacht. Wichtiger sind die Zollausschlüffe des
Nordens, die, obgleich wiederum auf fünf einzelne Punkte vertheilt, doch mit
einem Wort die deutschen Freihafengcbiete genannt werden können.
Während bei dem Hamburgischen Cuxhaven lediglich die Hafen-Etablisse-
ments in unmittelbarer Nähe des Wassers außerhalb der Zollgrenze liegen,
schlingt sich die letztere beim Oldenburgischen Freihafen Brake an der Weser,
so wie bei Bremerhaven und dem unmittelbar daran stoßenden Hannöver-
schen Hafen Geestemünde wenigstens um die äußeren Stadtgrenzen Eine
freiere Enthaltung ist den beiden Hauptccntren, Bremen und Hamburg-
Altona gestattet. Während erstere Stadt von ihrem Gebiet nur kleinere
Gebietsthcile (0,^„ Q.-M. und 435 Bewohner) dem Zollverein übergeben
hat, wird von Hamburg der größere Theil (1,617 Q.-M. und 7838 Be-
wohner) abgetrennt; freilich verbleibt auch Hamburg noch ein genügendes Ge-
biet, um sich außerhalb der Grenze auszudehnen, da ja auch die gesammten
Elbinseln ausgeschlossen sind. (Nach „Petermann's" Mittheilungen.)
Drittes Haumück: Die süddeutschen Staaten.
§. 157. Das Königreich Bayern.
1. Das Königreich Bayern hat 1 381,55 Q.-M. und 4,824,400
Einw., es erstreckt sich vom Nordfuße der Alpen über die Hochebene der
obern Donau und das schwäbisch-fränkische Terrassenland bis zum Main.
Eine kleinere Masse, die Rheinpfalz oder Rheinbayern, liegt am linken
Rheinufer.
2. Fast die Hälfte ist Gebirgsland, das übrige eine hügelige oder
wellige Hochebene. An der südlichen Grenze erheben sich Zweige der
Allgäuer, die Bayrischen und Salzburger Alpen mit ewigem
Schnee und Gletschern; die östliche Grenze bildet der Böhmerwald
und der Bayrische Wald (zwischen jenem und der Donau); von N.
erstreckt sich der Frankenwald und das Fichtelgebirge; im Nw.
liegen die Rhön und der Spessart; von W. endlich dringen Zweige
der Rauhen Alp, der Spessart und der Steigerwald ins Land.
Bayern hat zwei Hauptflüsse: die Donau, welche das Land in
seiner ganzen Breite von W. nach O. durchfließt, und von S. her die
Iller, den Lech, die Isar und den Inn mit der Salzach aufnimmt, von
N. die Altmühl, die Naab und den Regen; — den Main, der aus
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- Autor: Traut, Heinrich Theodor
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- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
252
Nord - und Nordwkst-Europa.
Southwark, auf dem rechten Themseufer. Westminster Sitz des
Hofes und der vornehmen Welt, mit vielen Squares, das sind Plätze,
in deren Mitte ein von Eisengeländern umgebener Garten von Rasen,
Blumen oder Bäumen sich befindet; die City ist der Sitz des Handels,
der älteste Stadttheil, mit engen Straßen, Laden an Laden; South -
wark ist der Sitz der Manufakturen und Fabriken. West end, Oft-
end, Nordend sindj neuere Stadttheile, die sich an Westminster und
die City angeschlossen haben. Die Themse ist bei London 1200' breid
und 12' tief. 7 Brücken über den Fluß und eine unterirdische Straße
(„der Tunnel") für Fußgänger führt von einem Ufer zum andern. Von
der „Neuen Londonbrücke" führt eine Eisenbahn über die Häuser von
Southwark nach Greenwich. Der Eindruck der Stadt auf den Fremden
ist großartig, trotzdem daß die Häuser einförmig und vom Kohlendampf
geschwärzt sind und die Atmosphäre nebelig ist. Das ausgezeichnetste
Bauwerk in der City ist die Paulskirche, nächst der Peterskirche in
Rom die größte Kirche Europa's, in Form eines griechischen Kreuzes
erbaut. Der Tower, früher Königsschloß, dann Staatsgesängniß und
Bank von England und Börse (mit dem bekannten Lloyd's Kaffeehause).
In Westminster ist voran zu nennen die Westminster-Abtei, reich
verzierte Kirche im gothischen Stil, mit einer Kapelle, worin sich die
Grabmäler mehrerer Könige und Königinnen Englands befinden. Der
Westminster-Abtei gegenüber liegt Weftm infter-Hall, lein schönes
altes gothisches Gebäude, mit einem der größten Säle der Welt, worin
die Könige gekrönt wurden, jetzt ein Theil der prachtvollen Parla-
mentshäuser. In der Nähe White-Hall, aus dessen Fenstern
Karl I. aufs Schaffot stieg. Ebenfalls in Westminster die ehemalige
königliche Residenz St. James Palast, ein altes, finstres, aus Back-
steinen erbautes Gebäude, um dasselbe herum der James-Park, der
Green-Park, der Hyde-Park, große Wiesen, in der Mitte ein
Bassin, ringsum Alleen. Im N. von Westminster der Regentspark,
mit dem größten zoologischen Garten der Welt. Im nördlichen Theile
von Westminster das schöne Gebäude der Londoner Universität. Fer-
nere Sehenswürdigkeiten Londons sind: das britische Museum, mit
der reichsten Manuskripten-Sammlung in Europa; die Gärten in der
Nähe von Regentspark; das königliche polytechnische Institut.
London ist der Sitz vieler Gelehrtenvereine, des englischen Buchhandels
und Zeitungswesens. Großer Reichthum und bittere Armuth (20,000
Bettler). Die Umgegend Londons ist mit Städten und Dörfern besäet.
Unterhalb der Stadt die Docks, große Wasserbecken, die mit der Themse
in Verbindung stehen, wo die Waaren ausgeladen und in großen Lagern
aufbewahrt werden. In den ungeheuern Kellern der großen Bierbraue-
reien liegen Fässer, die wohl eine halbe Million Maß fassen. Abwärts
der Themse liegt Greenwich, mit Sternwarte und Hospital (für 3000
Seeleute), und aufwärts der Themse liegt das königliche Lustschloß
Windsor, mit großem Parke. Gegenüber liegt Eton, hat die besuch-
teste Pensionsanstalt Englands (1440 von Heinrich Vi. gestiftet). .
Cnnterbury, 21,000 Einw., in der Nähe der Meerenge von
Calais, ist Sitz des ersten Erzbischofs von England, hat Korn-, Hopfen-,
Wollhandel, und Dover, an der Meerenge, Ueberfahrtsort nach Calais.
Chatham, 36,000 Einw., Hauptstation der königl. Flotte. Brighton,
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- Inhalt: Zeit: Geographie
236
Nord - und Nordwest-Europa.
Die Bevölkerung von Paris und London nach ihrer
Dichtigkeit.
Nach der Zählung von 1866 hatte Paris 1,829,274 Seelen, Lon-
don dagegen 3,150,000. Diese letzteren wohnen auf einem Flächenraume
von 31,563 Hectaren, jede zu 2ll2 englische Acres, so daß etwa 100 Menschen
auf jede Hectare entfallen. Die Pariser Bevölkerung dagegen wohnt auf
einem Raume von nur 7806 Hectaren, so daß auf eine jede 233 Menschen
kommen, mehr als doppelt so viele wie in London. Für dieses entfallen aus
jedes Haus durchschnittlich 7 bis 8 Seelen, in Paris 40 bis 56. Es ist
von selber klar, von welcher Wirkung dieser Umstand auf das ganze Familien-
und Gesellschaftsleben ist. Der scharfe Gegensatz zwischen beiden Weltstädten
tritt auch sonst in mancher andern Hinsicht hervor. Londons Volksmenge
wächst im Jahre durchschnittlich um 44,263 Köpfe an, und das zu neun
Zehnteln durch den Ueberschuß der Geburten über die Sterbefälle; nur ein
Zehntel entfällt auf die Eingewanderten. In Paris findet gerade das ent-
gegengesetzte Verhältniß statt. Bei der oben angegebenen Volksmenge von
1,829,274 Seelen betrug 1866 der Ueberschuß der Geburten über die Sterbe-
fälle nur 4674, während.die Volksmenge jährlich um etwa 30,000 Köpfe
sich vermehrt. Es ist ein schlimmes Zeichen, daß so viele Menschen vom
platten Lande sich in die großen Städte drängen, und wir können dem Manne
nicht unrecht geben, welcher diese in das Colossale angewachsenen sogenannten
Weltstädte als „ungesunde Wasserköpfe der Staaten" bezeichnet hat.
(Aus dem „Globus".)
§. 146. Die Skandinavische Halbinsel.
1. Die von Norden nach Süden sich erstreckende Scandinavische
Halbinsel, zwischen 22v«« bis 490 Oe. L. und 55v3° bis 71° 12' N.
Br., wird nördlich vom Eismeer, westlich vom Atlantischen Ocean und
von der Nordsee, östlich und südlich von der Oftsee und deren nach Norden
dringenden Busen, dem Bottnischen, umgeben.
2. Die Halbinsel wird von N. nach S. von den scandinavischen
Alpen oder Kjölen in einer Länge von 240 Meilen und einer Breite
von 20 bis 30 Meilen durchzogen.
Das Hochland ist vorherrschend, Flachland kommt weniger vor. Das
Gebirgsland nimmt den Westen ein, fällt sehr steil im Westen gegen
das Meer ab, dessen Küste zahlreiche Buchten, Fjorde, bildet, ist reich
an Schneebergen, Gletschern und Eisfeldern und senkt sich nach Osten
allmählich in Terrassenbildungen bis zu der flachen Ostküste. Bon den
Abhängen der Gebirge gehen "die reizendsten Thäler in die Ebene, welche
man ununterbrochen in Westgothland und im südlichen Schonen findet,
ganz von dem Ansehen Norddeutschlands. Die vielfach vorkommenden
öden Bergflächen werden Fjelde genannt.
Zahlreiche kleine und größere Flüsse — Elfen — stürzen sich meist
in Wasserfällen aus dem Gebirgslande in das Flachland hinab, das auch
eine Menge von Seen aufzuweisen hat. Die Dalelf bildet den groß-
artigsten Wasserfall und geht in den bothnischen Meerbusen. Die Tor-
nea Elf, wegen ihrer Gabeltheilung merkwürdig, fließt zum Theil an
der Grenze zwischen Schweden und Rußland. Bon der Dalelf bis zur
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Mecklenburgischen Großherzogthümer.
313
5. Die Bewohner, ursprünglich Wenden, von dem Stamme der
Obotriten, sind ganz verdeutscht und reden den plattdeutschen Dialect;
die herrschende Religion ist die lutherische. Sie beschäftigen sich mit
Ackerbau und Viehzucht (besonders Rindvieh-, Schaf- und Pferdezucht,
die mecklenburgischen Pferde sind die besten in Deutschland) und Han-
del; das Fabnkwesen fehlt gänzlich.
6. Die regierenden Familien stammen von dem Obotriten Königs
geschlechte ab. Eintheilung Mecklenburg-Schwerins in das Herzogthum
Schwerin, Herzogthum Güstrow, Fürftenthum Schwerin, Herrschaft Wis-
mar, Stadt und District Rostock.
Hauptstadt und Residenz Schwerin, 25,000 Einw., am See glei-
chen Namens, hat reizende Lage und ein neues Schloß. Doberan,
4000 Einw., Seebad. Ludwigslust, 4000 Einw., Schloß, ist die
zweite Residenz. Dorf Wöbbel in, mit der Grabstätte Theodor Kör-
nens (gest. 1813). Güstrow, 11,000 Einw., an der Warnow, ist
Mittelpunkt des Binnenhandels. Boitzenburg, 3000 Einw., an der
Elbe. Bützow, 4800 Einw., hat Brantweinbrenuereien. Wismar,
14,000 Einw., an der Ostsee, Schiffahrt und Handel. In der Nähe
das Dorf Mecklenburg, in der Obotritenzeit eine große Handelsstadt.
Rostock, 29,000 Einw., an der Warnow, Landesuniversität, hat ansehn-
lichen Getreidehandel. Geburtsort Blücher's (1742). Warnemünde,
1800 Einw., Hafen von Rostock.
Ii. Hrosiherzoglhnm Mecklenburg-8tretitz.
1. 49,4g Q.-M. und 98,800 Einw. (S. o.)
2. Staatsausgaben 1,6, Schuld 1,75 Papiergeld 0,$ Mill.
Thaler. Stehendes Heer 982 Mann.
3. Ausfuhrprodukte: Wolle, Butter, Käse, Obst, Häute.
Residenz Reu-Strelitz, 8000 Einw., am Zirkersee, in Form
eines Sterns gebaut; Mittelpunkt der Markt, von welchem acht Straßen
auslaufen; Schloß mit großem Parke. Neubrandenburg, 7000 Einw.,
betriebsame Stadt. Von der Stadt Ratzeburg besitzt der Großherzog
nur den Dom und einzelne Häuser (s. S. 301).
§. 171. Die Freien Städte.
I. Freie 8kadt Lübeck.
1. 5,o$ O.-M. und 48,500 Einw.
2. Staatsausgaben 0,74, Schuld 8,3 (incl. 6,$ Eisenbahn-
schuld), Banknoten 0,1s Mill. Thaler. Stehendes Heer 506
Mann. Handelsflotte 40 Seeschiffe mit 10,166 Tonnen. Einfuhr
29,4, Ausfuhr 20 Mill. Thaler.
3. Wohnplätze: Lübeck, 37,000 Einw., an der Trave, mit Hafen
und Seebad bei Travemünde, Sitz des Oberappellationsgerichts für
die drei Freien Städte, hat eine Stadtbibliothek, gute Armenanstalten,
Dampfschiffahrtsverbindungen mit Kopenhagen, St. Petersburg und an-
dern Ostseehäfen. Zu den vorzüglichsten Gebäuden gehöi?«Vkr Wmü, nstftu»
für inter."3*;o:i.iie
Schulbt:.-;" . Ssiiung
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Schulbuuibicjioihek
1870 -
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- Inhalt: Zeit: Geographie
314
Der Norddeutsche Bund.
von Heinrich dem Löwen erbaut, die St. Marienkirche mit dem Todten-
tanz und der astronomischen Uhr, das Rathhaus mit dem hanseatischen
Saale. Freundliche Spaziergänge und Anlagen umgeben die Stadt,
deren Fabrikwesen sich besonders auf Tabak, Leder, Seife, und deren
Handel sich auf Getreide, Lieh, Wein und Flachs erstreckt.
H. -freie 8taöt Hamburg.
1. Das Hamburger Gebiet hat 7,z, Q.-M. und 305,200 Einw.,
und besteht aus der Stadt, dem Amte Ritzebüttel und dem An-
theile an dem zu Lübeck mit gehörigem Amte Bergedorf, einem frucht-
baren, gemüsereichen Marschlande, auch die Vierlande genannt, deren
Bewohner sich durch eigenthümliche Sitten und Trachten hervorthun.
2. Staatsausgaben 5,36, Schuld 32 Mill. Thaler. Han-
delsflotte 467 (incl. 35 Dampfer) Seeschiffe mit 245,289 Tonnen.
Einfuhr 363,5, Ausfuhr 310 Mill. Thaler. Stehendes Heer
2299 Mann.
3. Wohnplätze: Hamburg, 222,000 Einw., am rechten Ufer der
Elbe, erste Handelsstadt Deutschlands, von vielen Canälen oder Fleeten
durchschnitten. Zu den beachtenswerthen Gebäuden gehören: die Mi-
chaeliskirche (mit dem höchsten Thurme), die Katharinenkirche, Jacobi-
kirche, Nicolaikirche, Petrikirche; die Börse, das Rathhaus, das Bank-
gebäude, das Baumhaus am Hafen, das Johanneum (mit der Stadt-
bibliothek). Herrliche Promenade der Jnngfernstieg. Mehrere Vorstädte.
Schiffe aller Nationen im Hamburger Hafen. Gegen 4500 Schiffe lau-
fen jährlich vom Hafen aus und eben so viele ein. In die Elbe ergießt
sich die Alster, die dicht vor Hamburg ein großes Wasserbecken (die
Außenalster) bildet, und in der Stadt die Binnenalster, ein eben solcher
kleiner See. Hamburg vermittelt den Hauptverkehr zwischen Deutschland
und fremden Ländern, und hat bedeutende Fabriken in Tabak, Leder,
Kattun, große Zuckersiedereien, und viele wissenschaftliche und wohlthätige
Anstalten. Cuxhaven, 1700 Einw., an der Elbmündnng, Hafen und
Handelsort.
Iii. -freie Stadt Bremen.
1. Bremen hat 4,676 Q.-M. und 109,500 Einw.
2. Staat sausgaben 2,S1, Schuld 13,27, Banknoten 2,86
Mill. Thaler. Handelsflotte 307 (incl. 20 Dampfer) Seeschiffe
und 231,227 Tonnen. Einfuhr 108, Ausfuhr 101,s Mill. Thaler.
Stehendes Heer 1010 Mann.
3. Wohnplätze: Bremen, 75,000 Einw., auf beiden Seiten der
Weser, 15 Meilen von der Nordsee, nächst Hamburg die wichtigste See-
handelsstadt Deutschlands. Bemerkenswerthe Gebäude sind: der Dom,
mit dem Bleikeller, in welchem die Leichen nicht verwesen, das Rath-
haus, mit dem berühmten Rathsweinkeller, und der Schütting oder das
Versammlungsgebäude der Kaufmannsschaft. Bremen hat bedeutende
Cigarrenfabrikation, viel Schiffbau und großartigen Handelsverkehr na-
mentlich mit Amerika, der durch die Auswanderer noch vermehrt wird.
1870 -
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: Schwetschke
- Autor: Traut, Heinrich Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Fortbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Freien Städte.
315
Die vorzüglichsten Handelsartikel sind: Colouialwaaren, Tabak, Leinwand
und Weine. Auch rüstet Bremen Schiffe aus für den Walfisch- und
Heringsfang. Bremerhaven, 9000 Einw., der Seehafen von Bremen,
7 Meilen entfernt, mit einem großen Auswandererhause (für 2000 Köpfe
eingerichtet). Vegesack, 360ó Einw., an der Weser, mit Hafen und
Schiffbau.
Zusätze iiuö Berichtigungen.
Zu S. 5. Bisher sagte man sich immer, daß die Fixsterne hohen Licht-
werthes uns sehr nahe sein mögen, die Sterne geringen Licht-
werthes sehr fern. In diesem Falle müßte die scheinbare Be-
wegung der nahen Sterne im Durchschnitt größer sein als die
der fernen. Die Rechnung beweist aber das Gegentheil, näm-
lich daß die Classe der hellen Sterne sich nicht rascher bewege
als die der schwachen, und daraus folgt, daß die Lichtstarke
mehr von der Größe der Sterne abhängt als von ihrer Ent-
fernung.
Zu S. 20. Professor Di'. Kolbe in Leipzig erklärt, daß bis jetzt kein Ge-
lehrter dazu gelangt fei, Irrlichter zu untersuchen, zu beob-
achten und zu analysiren, mithin, so lange nicht der Beweis
der Existenz dieser sagenumsponnenen Flammen geführt worden
sei, die Wissenschaft schlechterdings keine Irrlichter kenne.
Zu S. 67. Das große Hinderniß geistiger Entwickelung der Hindu, näm-
lich das Kastenwesen, ist jetzt völlig durchbrochen. Wie-
derverheirathungen von Witwen gehören jetzt zu den Alltäg-
lichkeiten.-
Zus. 83. Der altlegitime Erbkaiser in Japan, der Mikado, ist wieder
Alleinherrscher; der fälschlich sogenannte weltliche Kaiser, der
Talkun, ist beseitigt worden.
Zus. 111. Die Königin von Madagascar hat, neuesten Nachrichten zu-
folge, den Götzendienst in ihrem Lande beseitigt und das Chri-
stenthum eingeführt.
Zus. 105. Die neue Hauptstadt des Staates Iowa ist Demoins.
Zus. 157. Im Mai 1870 ist die Dampfverbindung zwischen Ca-
lifornien und Australien in's Leben getreten. Die
Linie geht von San Francisco über Honolulu (Sandwich-In-
seln) nach Auckland (Neuseeland), Sydney in Neusüdwales und
Melbourne.
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Welt
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
200
B. Asien.
dieser Stadt. Sie ist mit einer 40' hohen, 17' dicken, dreifachen
Stadt Sn
welche 10 prächtige Thore
welche
Oestlich
besitzt, '/2 Million Einwohner zählen soll und wo viele
' Hang-tscheu-fu, in einer para-
enfalls viele Fabriken und
reiche Kaufleute lei
diesischen Gegend am Kaisercanal; sie besitzt
ihre Kausmannsgewölbe sollen sich an Reichthum
London messen können; sie zählt über ’/2, nach Anderen sogar 1 Million
Einwohner. Ningpo, am Aung-kiang, nahe dem Meere/mit 400,000
Einw., treibt ansehnlichen Handel.
ße von F
Formosa vom festen Lande trennt, liegt F
eine
ebenfalls stark bevölkerte Stadt von 600,000 Einw., berühmt wegen einer
großen
Siho;
Hanptstapelplatz
schw
als hundert Bogen über den
für welchen die
Ferner Amoy, mit 300,000
denen es viele reiche chinesische Kanflente giebt, und einem trefflichen Hafen.
Schang-hai (Shang-hai) am Wusnng, unweit der Mündung in
den Jan tse-kiang, wichtigste Seehandelsstadt mit den Vorstädten, 1 Milt.
Einw. Die
gewachsen
Fremdenstadt" ist in 2 Jahrzehnten
r Handel im I
eingefiihrten W
sich
aren auf 47,022,995 Taicks, Wiederaus-
fnhr ins Ansland 2,254,479 Taicks, bleibt nach Abzug der letzteren ein
der Einfnhr von 44,768,516 Ta<4s. Der Export chinesischer
Erzeugnisse nach dem Auslande war 25,324,670 Taels, die Geldeinfuhr
vom Auslande betrug 5,856,384 Taccks, die Geldausfuhr 12,526,482
Taels. — Der
Werth
chinesischen Häfen
Häfen betrug: Zufuhr chinesischer
80,252 Taëls; Wiederausfuhr d
Ausland für 14,255,793 Taëls und nach chinesischen Häsen 6,941,397
Taels, bleibt nach
Wiederausfuhr
chinesischer
zeuguisse von 5,883,052 Taëls; Export chinesischer Erzeugnisse nach anderen
chinesischen Häfen 6,448,592 Taëls; Zufuhr fremdländischer Artikel ans
chinesischen Häfen 389,089 Taëls; Wiederausfuhr ausländischer Waaren
nach
Häfen 23,295,050 Taëls; eingegangene Baarsendungen
chinesischen Häfen 15,888,520 Taëls; nach chinesischen Kmfen gemachte
Baarsenduugeu 2,158,550 Taëls.
lini en sind:
Shang-hai
Peninsular- und Oriental-Steamcompagnie" fährt
nial des Monats nach Hongkong und correspondirt mit der Posl nach
Europa, — ebenso zweimal nach Aokohama und einmal nach Nangasaki,
ebenfalls im Anschlnh au die europaische Post. Die „Messageries Impe-
riales" fahrt deu Monat einmal nach Hongkong und einmal nach Aokohama
in Verbindung mit der europciischen Post. Nach Ningpo gehen taglich
Dampfer ab.
Hänser, von welchen
jedes über Dampfschiffe disponirt, eine regelmäßige Verbindung eingerichtet,
welche in der Zeit, wo der letztere Hafen offen ist, wöchentlich zweimal
benutzt werden kann. Die „Amerikanische Shang-hai-Dampfschissfahrtsgesell-
schaft" mit ihren acht Dampfern von circa 2000 Tonnen jeder, gewährt
Sh an g
eine fast
Hankow und den Häfen
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
134
A. (Suu'pa.
reichen Städte Straßburg, Speier, Mainz, Köln, an welche viele andere
sich anschlössen. So entstand die noch weit bedeutendere Hansa oder
Verbindung der norddeutschen Städte. Schon im 12. Jahrh, blühte der
Handel von Julin in Pommern, später von den Dänen zerstört, und bald
noch mehr Lübeck, Hamburg und Bremen. Diese schlossen zuerst 1241
zu ihrer Sicherheit den hanseatischen Bund, welcher bald so mächtig ward,
daß er über 80 Städte in und außer Deutschland zu seinen Mitgliedern
zählte , mit seinen Schissen England, Frankreich, die Niederlande, die flau
dinavischen und russischen Klisten besuchte, überall Handelsverbindungen und
Niederlassungen gründete und im 15. Jahrh, mit mächtigen Kriegsflotten
die Ostsee bedeckte. Zunahme der Ordnung und Sicherheit in Deutsch-
land, die allmälige Bildung der nördlichen Länder, das Aufblühen der
Niederlande und später Englands, und endlich die gänzlich veränderte
Gestalt des Handels nach der Entdeckung von Amerika, lösten diesen mäch-
tigen, aber überflüssig gewordenen Bund allmälig auf; er erhielt sich
indeß noch bis 1669, wo alle übrigen Städte sich lossagten, und nur
Lübeck, Hamburg und Bremen und zum Theil Danzig in einem Blind
nisse blieben. Im S. von Deutschland waren durch den Handel mit
Italien und den Produtten des Morgenlandes Augsburg, Nürnberg und
München schon im 13. Jahrh, zu bedeutendem Wohlstände gelangt.
Zeit
raum ist das Aufblühen der deutschen Dichtkunst, besonders unter den
Kaisern aus dein schwäbischen Hanse. Das älteste Denkmal der germa-
nischen Sprache, aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts, ist die
Uebersetznng der Bibel in westgothischer Sprache von dem Bischof Ulfilas,
wovon wir noch, außer einigen anderen Bruchstücken, fast die ganzen vier
Evangelien besitzen. Biele Denkmäler der deutschen Poesie sind unwieder-
bringlich verloren gegangen, und von den Liedern, welche Karl der Große
zu sammeln befahl und die wohl alle bnrgnndischen und gothischen Helden-
sagen enthalten inochten, ist es höchst tvahrscheinlich, daß wir einen Theil
ihres Stoffes in jüngerer Bearbeitung, eben aus jener schwäbischen Zeit,
etwa in dem Liede der "Nibelungen und im Heldenbuche besitzen. Nur ein
Bruchstück, welches wahrscheinlich zu jenen ältesten Heldensagen gehörte, ist
erhalten worden: es ist das Lied von Hildebrand und Hadubrand. "Nicht
mehr als vier wichtige Werke ans dem 9. und 11. Jahrh, haben sich
erhalten: Otfrid's, Benedittiners im Kloster Weißenburg, zwischen 840
und 870, poetische Bearbeitung der evangelischen Geschichte, in kurzen
gereimten Zeilen und in allemannischer Mundart; das schöne Lied zur
Feier eines Sieges Ludwigs Iii., Sohn Ludwigs res Deutschen, über die
Normannen, vermuthlich 879 ss. Herder's Volkslieder); die Uebersetznng
der Psalmen von Notker (f 1022), und endlich der Lobgesang auf den
heiligen Anno, Erzbischof von Köln 1075). Unendlich bedeutender aber
in poetischer Hinsicht sind die zahlreichen Werke ans der schwäbischen
Periode, wovon der größte Theil unter dem Namen der Minnesinger,
auch wohl der schwäbischen Dichter, bekannt ist: theils weil die meisten
ihrer Verfasser, ans Schwaben gebürtig, sich der schwäbischen Mundart
bedienten; theils auch weil die Zeit der Hohenstaufen die höchste Blüthe
dieser Periode bezeichnet. Die nnanfhörlichen Kämpfe des europäischen
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
176
A. Europa.
reich Sachsen und die thüringischen Staaten. Vereinzelte kleinere Theile
des preußischen Gebietes liegen von den thüringischen Staaten, Anhalt,
Oldenburg eingeschlossen. In Süddeutschland von Baden und Württemberg
umschlossen liegen noch die seit 1850 an Preußen gekommenen Fürsten-
thümer Hoheuzollern zwischen 47° 36' und 48» 27' n. Br. 6» 12'
und 7» 24' ö. Lg. von Paris.
Der Zeitunterschied zwischen der östlichsten Stadt, Schirwindt, und
der westlichsten, Kraneuburg, beträgt 1 Stunde 8 Minuten.
Ueber das Klima und die Witterung im preußischen Staat wollen wir
(nach
Die mittlere Jahreswärme nimmt von Sw. nach No. ak
Rheinthal beträgt sie an der russischen Grenze noch nicht
Im
Der Winter am Rhein hat 1,2' über dem Frostpunkt, in Ostpreußen fallen
4 Monate unter denselben. Dagegen ist der Sommer in Posen 14,1»
gleich dem in Kreuznach, der von Berlin und Breslau 14,2» wärmer als
der von Trier 13,9». Die Sommerwärme ist überhaupt viel gleichmäßiger
vertheilt als die Winterkälte. Im Herbst hingegen hat das Rheinland
7 /2", Ostpreußen weniger als 6». Noch größer ist der Unterschied im
Frühjahr, Trier hat 7», Litthauen 4,1». Das Frühjahr in Preußen und
daselbst auffallend kalt — eine
Herbste
Folge der Nähe der Ostsee. Der Besuch der Ostseebäder ist daher siir den
Spätsonimer anzurathen.
Der Vegetation sind besonders nachtheilig unser verhältuißmäßig kaltes
Frühjahr und die Nachtfröste. Die Natur erwacht im Frühjahr fieberhaft,
die kalten Luftströme kämpfen mit den wärmeren. Selbst in: Juni brechen
oft plötzlich die kalten Luftströme aus 'Nw. des Atlantischen Oceans, wenn
die Eismassen ans den Polargegenden herabströmen, herein. Im Mai,
wenn auch nicht gerade an den Tagen „der gestrengen Herren", Mamertus
Pancratius und Servatius, 11.—13. Mai, wehen in der Regel No.-
Winde über Mitau, Stettin, Berlin, Erfurt, Gütersloh, Breslau, Prag,
Brüssel, Paris, Utrecht, Hartem, London, nicht aber über Wien, Carls-
ruhe, Mannheim, Frankfurt a. M., Bern, den St. Gotthard; die Erschei-
nung greift also in das südliche Deutschland nicht ein. Die Ursache ist
keine kosmische, sondern eine tellurische. Denn wenn die Herren in einem
Gebiete stteng regieren, so regieren sie in einem anderen mild.
Als die weitesten Grenzen der Temperaturveränderuugen im preußischen
Staate kann man 28—29» über und unter dem Gefrierpunkte annehmen.
In den westlichen Provinzen sind diese Extreme geringer, 27» unter und
über Null.
Wenn in der Höhe warme Luftströme wehen, so kann es auf den
Bergen wärmer sein als in den Thälern. Am 22. Januar 1850 betrug
die Kälte in Heiligenstadt — 22», aus dem Brocken — 10'/2».
Die Südwestseite ist die „Wetterseite" des preußischen Staates. Die
Regenmenge nimmt daher von Sw. nach No. ab; an den Westseiten der
Gebirge fällt mehr Regen als an den Ostseiten. Im Rheinthale fallen
jährlich 26, in Berlin 21, in Westpreußen 14 Zoll Regen. Im Früh-
jahr brechen sich die tropischen Süd- und Südweststürme an den Alpen; im
Juni kommen sie zu uns, wir haben dann gewöhnlich Regenzeit, die „sieben